Geschichte des Kölner Dreigestirns

Geschichte des Kölner Dreigestirns

Es ist schon ein Phänomen, da schießen drei Menschen wie eine Rakete aus einer Million Kölner und aus ihrer Anonymität heraus. Plötzlich sind sie nicht mehr irgendwelche Kölner, sie sind das Kölner Dreigestirn. Genauso schnell fallen sie Aschermittwoch wieder in die Normalität zurück. In dieser kurzen Zeit ihrer Regentschaft haben sie es in der Hand, ob sie in die Geschichte des Kölner Karnevals eingehen, oder ob sie in Vergessenheit geraten.

 Um zu verstehen, wie es zum Prinz Karneval und dem Dreigestirn gekommen ist, muß man vorweg etwas über die Geschichte des Gesamtkarnevals wissen.

Obwohl der Karneval nicht auf Köln und das Rheinland beschränkt ist, behaupten die Kölner voll Stolz:

„Fastelovend es e Wöötche,

wat dä Kölsche bloß versteit.“

Bedenkt man, daß schon die Römer in Köln Karneval gefeiert haben, dann ist etwas Wahres daran. Als römische Kolonie hatte Köln das Recht, die gleichen Feste zu feiern wie Rom. Die Römer feierten nach heidnischem Brauch am 17. Dezember das Fest der Saturnalien. Das war ein Freudenfest der antiken Welt. Auch damals wurde schon ein Umzug veranstaltet. Durch griechischen Einfluß entwickelte sich dieses Fest immer mehr zu einem Karnevalstreiben..

 Unter Kaiser Konstantin wurde das Christentum (343) zur Staatsreligion ernannt. Die Kirche versuchte nun die heidnischen Bräuche aus dem Karneval zu verbannen. Man gab dem Fest dadurch einen tieferen Sinn, daß man es dem Kirchenjahr unterordnete. Wenn es auch der Kirche gelang, die alten heidnischen Anschauungen mehr und mehr zu verdrängen – Köln war schließlich Bischofssitz – so leben immer noch eine Reihe heidnische Bräuche in unserem Karneval weiter.

Heidnisches und christliches Brauchtum sind mittlerweile mit einander verschmolzen. Durch das Christentum erfolgte die zeitliche Festlegung des Karnevals vor den Beginn der Fastenzeit.. Die Bürger hatten so Gelegenheit, vorher noch einmal ausgelassen zu feiern und gut zu essen und zu trinken.

Die Form des Festes wurde im Mittelalter durch die jeweils tonangebende Schicht der Gesellschaft bestimmt. Ab dem 17. Jahrhundert waren es die Zünfte, denen die Hauptrollen im Karneval zufielen. Sie bestimmten das äußere Bild des Karnevals durch ihre Banden. Das waren Aufzüge, in denen sich Verkleidung und Fastnachtsspiel miteinander verbanden.

Als 1794 die Franzosen nach Köln kamen, wurde der Karneval erst einmal verboten.. Als die Franzosen sich dann von der Harmlosigkeit des Festes überzeugt hatten, erlaubten sie ihn 1801 wieder. Da die Franzosen jedoch die Zünfte aufgelöst hatten, war dem Karneval der Boden entzogen worden, und das Fest artete mehr und mehr aus.

1815 kamen die Preußen nach Köln. Jetzt wehte plötzlich ein anderer Wind. Die Kölner, die schon unter den Franzosen nichts zu lachen hatten, bekamen plötzlich Angst um ihren Karneval. Man tat sich in Köln sehr schwer mit den Preußen. Sie waren strebsam und diszipliniert, sie tranken keinen Alkohol und waren auch noch evangelisch. Das alles war den Kölnern höchst verdächtig. So fürchteten sie, daß die Preußen den Karneval, der ziemlich verroht war, verbieten würden.

Zu dieser Zeit gab es in Köln die Olympische Gesellschaft. Das waren Männer des geistigen und wirtschaftlichen Oberschicht – der Freundeskreis um Ferdinand Franz Wallraf. Diese Männer beschlossen 1823 die Reform des Kölner Karnevals. Sie hatten es sich zur Aufgabe gesetzt, den Karneval im romantischen Sinn zu erneuern. Auch wollte man in den besseren Kreisen wieder die Freude am Verkleiden und am karnevalistischen Treiben wecken. Als Mittelpunkt gab man dem Fest den Helden Carneval, an dem sich das ganze Fest hochranken sollte, und der alljährlich seinen Siegeszug durch Köln antreten sollte.

Der Held Carneval stellte durch seine Person den Karneval dar. Er sollte, wie es damals hieß, die Erbärmlichkeit des gewöhnlichen Treibens durch seinen edlen Charakter wieder in die gewünschten Bahnen lenken. Ein großes Ziel, das man sich gesetzt hatte. Es war nur mit dem richtigen Mann in der Position des Helden durchführbar.

In den ersten Jahren der Neuordnung des Karnevals war die wichtigste Figur neben dem Helden die Prinzessin Venetia, die ewige Braut des Helden, die den Karneval des Südens verkörperte. Die Venetia, die immer von einem Mann dargestellt wurde, fuhr im Zug gemeinsam mit dem Helden auf einem Wagen. Wir finden sie noch bis zur Jahrhundertwende im Rosenmontagszug, wenn auch zum Schluß nur noch unregelmäßig.

Die Kölner, die sich unter den Preußen sehr schwer taten, da deren Begriffe von Disziplin und Ordnung nicht mit der Kölner Lebenseinstellung in Einklang zu bringen waren, griffen die neue Form des Karnevals begeistert auf.

 

Vom Held Carneval zum Prinz Karneval

Zurück zum Helden. Sein Gewand war dem des Kaisers nachgebildet, denn die Kölner liebten ihren Kaiser, dem sie als freie Reichsstadt untertänig waren. Der Held trug eine goldene Krone mit einem Pfauenschweif, dem Symbol der Unsterblichkeit. Auf weißem Unterkleid trug er eine goldene Kette und darüber einen prächtigen, mit Hermelin besetzten Purpurmantel. In der rechten Hand hielt er ein Zepter und in der linken die Pritsche.

 Das heutige Ornat des Prinzen ist der burgundischen Mode der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachempfunden. Es hat sich langsam aus dem ursprünglichen Ornat des Helden entwickelt. Die Pritsche des Prinzen geht zurück auf die Fruchtbarkeitsrute der Germanen. Dem Schlag mit der Rute wurde eine magische Kraft nachgesagt, für den der daran glaubte. Der Glaube daran ging verloren, die Pritsche blieb als Symbol erhalten. Seit der Reform des Karnevals ist die Pritsche zum festen Attribut des Prinzen geworden, der sie über sein Narrenvolk schwingt. Die Pritsche bekommt der Prinz am Tag der Proklamation durch den Oberbürgermeister überreicht , und er gibt sie am Karnevalsdienstag, dem Ende seiner Regentschaft, an den Oberbürgermeister zurück. Bereits 1823 wurde die Pritsche in einem feierlichen Akt durch den Zeremonienmeister dem Prinzen übergeben. Damit galt die Fastnacht als eröffnet. Die vier gefärbten Fasanenfedern an der Mütze des Prinzen symbolisieren die vier Karnevalsfarben rot, grün, gelb und weiß. Rot und weiß stehen für die Stadt Köln, gelb für die Kirche und grün vermutlich für die kurkölnischen Farben rot und grün.

Auch damals fand schon eine feierliche Inthronisierung des Helden statt. In Form eines Volksfestes bestieg der Held seinen Thron und bekam von seinen Untertanen, den Kölner Bürgern, den Ehrenwein gereicht. Böllerschüsse erschallten, und großer Jubel brach aus. Für den Helden sicher ein genauso großer Augenblick, wie für unser heutiges Dreigestirn die Proklamation im Gürzenich.

1823 wurde erstmals ein Maskenzug organisiert, dessen Mittelpunkt der Held Carneval war. Erst ab 1832 spricht man vom Rosenmontagszug. Natürlich war der Zug damals nicht so lang wie heute, es nahmen ca 200 Personen daran teil, auch sein Weg war nicht so weit. Jedoch der Jubel, der den Helden umgab, war so groß wie heute. Er mag sogar noch herzlicher gewesen sein, denn man umjubelte den Helden, der Erbsen und Konfetti warf. Heute umjubeln viele Zuschauer die Schokolade und die Sträußchen und nicht den Prinz, der sie wirft. Trotzdem ist heute wie früher der Prinz die Hauptperson, an der sich das ganze Fest hochrankt. Denn als Faustregel gilt, die Session ist so gut wie das Dreigestirn.

 

Rosenmontag

Aus dem Maskenzug wurde der Rosenmontagszug und aus dem Fastnachtsmontag der Rosenmontag. Der Name geht zurück auf den Sonntag Lätare, auf den ein letzter Schimmer der ausgelassenen Fastnacht fiel. An diesem Tag wurde die Mittfastnacht (Mitte der Fastenzeit) gefeiert. Es wurde üppig gegessen und getrunken und es wurde gesungen und gefeiert. Es gab extra Lätarelieder, die an diesem Tag gesungen wurden. Dieser Tag hieß „Mittfasten“ oder auch „Rosensonntag“. Die Farbe der liturgischen Gewänder war rosa. In Rom pflegte der Papst eine mit Moschus und Balsam gefüllte Rose zu weihen. Noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war dieser Brauch üblich. Der Name des längst vergessenen Freudentages bleibt in unserem Rosenmontag, dem Mittfastnachtstag ( Sonntag, Montag, Dienstag) erhalten.

 

Die Kölner Jungfrau

Bereits 1823 wurde die Kölner Jungfrau im Maskenzug erwähnt. Sie und der Bauer waren noch keine ständigen Figuren im Zug, sie nahmen nur teil, wenn sie sich ins Thema einordnen ließen. Immer waren sie unabhängig von einander und unabhängig vom Helden. Die Jungfrau ritt 1823 auf einem Schimmel. Sie war in ein römisches Gewand gekleidet und trug eine Mauerkrone auf dem Kopf. Die Jungfrau ist eine Symbolfigur, sie verkörpert die freie, unabhängige und keiner fremden Macht unterworfene Stadt Köln. Die Mauerkrone stellt die Unbesiegbarkeit der freien Stadt Köln dar. Die Kölner Jungfrau wird erstmals 1570 in den Kölner Analen genannt.

 Die Männerrolle der Jungfrau hat sich 1823 ohne Überlegung ergeben, da der organisierte Karneval eine reine Männerangelegenheit war. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Die traditionsbewußten Kölner Karnevalsgesellschaften, die vielfach das Dreigestirn stellen, haben nur Männer als Mitglieder, was natürlich nicht heißt, daß die Frauen nicht mitfeiern können. Früher sagte man, die Rolle der Jungfrau sei zu anstrengend für eine Frau. Das ist für die Frauen von heute kein Argument mehr. Wichtig ist vielmehr, daß es eine alte Tradition ist, daß Männer die Jungfrau darstellen, und mit Traditionen bricht man in Köln nicht. Außerdem steckt in der männlichen Jungfrau so viel Witz und Komik, wenn sie knicksend und Küßhändchen werfend auf der Bühne steht, daß sie niemand missen möchte. Das gibt es eben nur in Köln. Jedes kopierte Dreigestirn außerhalb der Kölner Stadtgrenzen entbehrt der geschichtlichen Grundlage.

Im Dritten Reich gab es zweimal eine weibliche Jungfrau. Das geschah unter Druck. Es gab damals einen harten Kampf gegen die Homosexualität. Da der Karneval ohnehin schon in der Schußlinie der NSDAP stand, mußte man jeden Stein des Anstoßes aus dem Weg räumen. Damit das Fest nicht ganz verboten wurde, gab der damalige Festausschuß-Vorsitzende, Thomas Liessem, der Partei nach, die Jungfrau wurde in den Jahren 1938 und 1939 von einer Frau dargestellt. Zu der Zeit wurden auch die Tanzmariechen, die bis dahin Männer waren, von Mädchen dargestellt. Die weiblichen Tanzmariechen wurden nach dem Krieg beibehalten, die Jungfrau wurde wieder von Männern verkörpert. Das hatte nichts damit zu tun, daß sich die weiblichen Jungfrauen, die gemeinsam von der deutschen Arbeiterfront und dem Festausschuß ausgesucht wurden, nicht bewährt hätten. Es war einfach ein Verstoß gegen die Tradition. Da die weiblichen Jungfrauen damals keiner Karnevalsgesellschaft beitreten konnten, und auch in der Traditionsgemeinschaft nicht geduldet waren, mußten sie sich zwangsläufig vom Karneval zurückziehen.

 

Der Kölner Bauer

Der Kölner Bauer wird erstmals 1825 im Maskenzug erwähnt. Er personifiziert Köln als Mitglied der Reichsbauernschaft. Köln gehörte im Mittelalter neben Konstanz, Regensburg und Salzburg zu den vier Bauernschaften des Reiches. Darum erscheint der Kölner Bauer auch immer in Verbindung mit dem Spruch: „Halt faß am Rich do kölsche Boor, mag et falle söß ov soor.“ Der Bauer wird erstmals 1422 als Schildhalter des Reiches erwähnt. Später wird er zum Schildhalter der Stadt.

 Den Hut des Bauern schmücken ca 125 Pfauenfedern (bei jedem Schneider schwankt die Zahl etwas). Die Pfauenfeder, das Symbol der Unsterblichkeit , symbolisiert hier die Unsterblichkeit der freien Stadt Köln, die der Bauer verkörpert. Am Gürtel trägt der Bauer die Stadtschlüssel. Der Kölner Bauer wurde im Laufe der Jahrhunderte ein Opfer falscher Zuschreibungen. Es wurden ihm Taten und Tugenden nachgesagt, die mit der ursprünglichen Figur des Kölner Bauern nicht mehr in Zusammenhang zu bringen sind. So wird er zum Schlüsselbewahrer der Stadt und zum Kriegshelden in der Schlacht von Worringen erklärt. Man machte den Schlüssel zum Symbol der Rechtsgewalt über die Stadt Köln und zum Zeichen der Befreiung von der Herrschaft der Erzbischöfe. Die Schlüssel des Bauern gingen im Krieg verloren. Der Kölner Bürger und Stadtführer Heinz Meichsner hat sie 1989 neu anfertigen lassen und dem Kölner Bauern gestiftet. Seitdem werden sie jedem Bauern auf der Proklamation als Leihgabe überreicht. Der Dreschflegel symbolisiert die Wehrhaftigkeit des Kölner Bauern.

Seitdem Bauer und Jungfrau gemeinsam auftreten, verkörpern sie gemeinsam die Freiheit der Stadt Köln, die seit dem Sieg von Worringen 1288 keinen anderen Herren über sich duldet, als den Kaiser und das Reich.

Ab 1883 bilden Prinz, Bauer und Jungfrau eine Einheit und treten auch gemeinsam auf. Ebenso sind Bauer und Jungfrau jetzt ein fester Bestandteil des Rosenmontagszuges. Sie fahren immer gemeinsam auf einem Wagen. Dreimal in der Geschichte des Karnevals sind sie mit dem Prinz gemeinsam auf einem Wagen gefahren. Zuletzt 1992, als das Dreigestirn 1991 den durch den Golfkrieg ausgefallenen Zug nachholen durfte.

Aus der ersten Zeit des organisierten Karnevals sind uns leider kaum Namen überliefert. Es standen immer die Figuren, nie die Personen, die sie verkörperten, im Mittelpunkt.

 

Prinz Karneval

Der Mann, der 1823 den Karren aus dem Dreck zog, war der Kölnisch Wasser Fabrikant Emanuel Ciolina Zanoli. Er war der erste Held Carneval. Wäre es ihm damals nicht gelungen, dank seiner starken Persönlichkeit, die Rolle des Helden so überzeugend darzustellen, hätten wir heute vielleicht kein Dreigestirn, denn über den Helden und den Hanswurst kam es zu unserm heutigen Prinzen. Aber Zanoli war überzeugend, das Volk verehrte und umjubelte ihn. Er war der wahrhafte Mittelpunkt der Neugestaltung des Karnevals. Durch ihn besannen sich die Bürger wieder auf sich selbst. Der Kölner Humor und die den Kölnern eigene optimistische Lebenseinstellung gewann wieder die Oberhand. Zanoli war der Vorfahre aller Kölner Karnevalsprinzen. Er hat die Richtung angegeben, die trotz vieler späterer Reformen im Karneval, bis heute erhalten blieb.

 Zanoli hat viele Jahre nacheinander den Helden dargestellt. Da man ab 1831 vom Hanswurst als dem Vertreter des Helden spricht, ist anzunehmen, daß hier ein Wechsel der Person stattfand. Der Hanswurst trat dann immer mehr in den Sprachgebrauch, um sich später wieder mit dem Helden zu vermischen. Man sprach sogar vom hanswurstlichen Helden. Nach dem Krieg 1870/71 trat dann der Begriff „Prinz“ Karneval auf, der sich bis heute gehalten hat.

Man darf sich das Amt des Prinzen in der früheren Zeit nicht so vorstellen wie heute. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war der Prinz nur für drei im Amt. Es wurde auch nicht so weit im Voraus geplant wie heute. Es konnte passieren, daß man erst Weiberfastnacht einen Prinzen fand oder, wie 1912 geschehen, erst am Karnevalssamstag. Der Prinz besuchte offiziell keine Veranstaltungen. Er gab allerdings schon ein Prinzenessen. Auch wurden Prinz, Bauer und Jungfrau jeder in der Gesellschaft proklamiert, aus der sie kamen. Es kam nicht selten vor, daß der Prinz schon proklamiert war während Bauer und Jungfrau noch nicht gefunden waren, oder auch umgekehrt.

 

Einige Daten zur Entwicklung des Dreigestirns

1901 gab es zum ersten Mal eine offizielle Karte mit einem Bild des Prinzen. Es war eine Postkarte vom Karneval, auf der rechts ein Bild des Prinzen in Zivil zu sehen war. Die Karte war im Handel und auf Veranstaltungen käuflich zu erwerben.

1925 treten Prinz, Bauer und Jungfrau erstmals im vollen Ornat an den Karnevalstag im Saal auf, da der Straßenkarneval aufgrund der schlechten Wirtschaftslage von den englischen Besatzungsmächten verboten wurde.

1926 werden Prinz, Bauer und Jungfrau beim Saalbesuch von den Korpsgesellschaften begleitet. Jetzt wurden sie nicht nur begrüßt, jetzt mußte der Prinz auch eine Ansprache halten.

1927 erscheint erstmals ein Bild vom Prinzen in der Tageszeitung. Erst in den 30er   Jahren kamen auch Bilder von Bauer und Jungfrau in die Zeitung.

1935 gab es das erste Prinzenmotto. Von da an hatte jeder Prinz sein Motto.

1936 fand erstmals eine feierliche Proklamation in der Messe statt.

1937 wurde der erste Veranstaltungskalender vom Verkehrsamt herausgegeben.

1938 wurden Prinz, Bauer und Jungfrau zum ersten Mal offiziell als Dreigestirn bezeichnet.

1938/39 gab es eine umstürzende Neuerung, es gab eine weibliche Jungfrau.

Noch einmal zurück zur Rolle des Prinzen. Welcher echt kölsche Jung hat sich nicht schon einmal aus tiefstem Herzen gewünscht: „Ach wär ich nur ein einzig Mal ein stolzer Prinz im Karneval“? So wie jedes kleine Mädchen einmal Funkemariechen werden möchte.

Die Rolle des Prinzen hat sich in unserer hektischen und schnellebigen Zeit verändert. Früher war der Prinz nur wenige Tage im Amt, da war er noch eine „Herrlichkeit“, der das Volk tiefe Verehrung entgegen brachte und keineswegs so volksnah wie unser heutiger Prinz. Die Würde und die Person des Prinzen waren unantastbar. Es wurden keine Witze über den Prinz gemacht, und was er sagte wurde niemals angezweifelt. In den wenigen Tagen seiner Amtszeit hatte der Prinz nur Bewunderer, aber er hatte auch kaum Zeit Fehler zu machen.

Unser heutiger Prinz, der im Durchschnitt sechs bis acht Wochen im Rampenlicht steht, ständig unterwegs ist und bis zu 400 Auftritte bewältigen muß, immer von der Presse begleitet und umlagert wird, hat es da viel schwerer. Vielen ist ein reißerischer Artikel mehr wert, als die Würde des Dreigestirns. Bei all seinen Reden, die der Prinz halten muß, kann er sehr viel für das Ansehen seiner Vaterstadt und den Kölner Karneval tun, er kann es aber beim besten Willen nicht allen Menschen recht machen. Außerdem sind die Leute, verwöhnt von den Medien, längst nicht mehr so begeisterungfähig wie früher. Tolerant gegenüber ihrem Dreigestirn sollten sie jedoch sein.

Wir Kölner brauchen unser Dreigestirn zur Aufrechterhaltung und zum Fortleben unseres Karnevals. Außerdem bildet das Dreigestirn einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Kultur und zum Charakter unserer Stadt. Ein diplomatischer Prinz darf, wenn es darauf ankommt, unter dem Deckmantel der Narrheit Dinge sagen, die ein Vertreter der Stadt nicht immer öffentlich sagen kann. Die Session 1991 und der Golfkrieg waren ein Beispiel dafür. Der Karneval 1991, der aus allen Normen herausgefallen ist, hat uns gezeigt, daß sich auch heute noch das ganze Fest am Prinzen hochrankt. Wir wollen alle dazu beitragen, daß es auch in Zukunft so bleibt.

Ilse Prass